Habituelle Patellaluxation – Trochleadysplasie
Beim heutigen Case of the Week handelt es sich um eine erst 18-jährige Patientin, die an habituellen rezidivierenden Patellaluxationen leidet. Das heißt, aufgrund einer angeborenen Trochleadysplasie läuft die Kniescheibe nicht zentral in ihrer Laufrinne, sondern luxiert beim Beugen nach außen. Gerade bei Frauen besteht häufig zusätzlich eine X-Beinstellung, wodurch die Kniescheibe beim Anspannen der Oberschenkelmuskulatur nicht nur nach oben, sondern auch nach außen gezogen wird. Fehlt zudem wie bei unserer Patientin die knöcherne Führung wegen einer vorliegenden Trochleadysplasie, springt die Kniescheibe nach außen und luxiert. Dabei kommt es meist zur Ruptur des medialen patellofemoralen Ligaments, welches innenseitig vom Oberschenkel zur Kniescheibe zieht und die Kniescheibe beim Beugen des Kniegelenks in ihrer Laufrinne hält.
Bisherige Behandlungen
Unsere Patientin wurde 2020 bereits auswärts operiert, dabei wurde eine MPFL-Plastik (Rekonstruktion des Bandes, welches die Kniescheibe nach innen fixiert) durchgeführt. Bei diesem Eingriff wurde aber die vorliegende knöcherne Trochleadysplasie als Ursache der rezidivierenden Luxationen nicht adressiert, wodurch es bei der Patientin zu erneuten Problemen kam.
Diagnose und Behandlung
Im Zuge einer genauen klinischen Untersuchung und mithilfe MR-tomografischer Abklärung konnte bei der Patientin eine Trochleadysplasie Dejour C, eine Patella alta (Patellahochstand) und eine MPFL-Ruptur diagnostiziert werden. Daraufhin wurde bei der Patientin eine Trochleaplastik (Rekonstruktion der Patella Gleitrinne), eine medialisierende und distalisierende Tuberositasosteotomie (Ansatz des Lig. patellae wird nach unten und innen versetzt, um den Patellalauf zu zentralisieren) und eine MPFL-Plastik (Rekonstruktion des innenseitigen Bandes zur Patella Stabilisierung) durchgeführt. Bei dieser chirurgischen Sanierung wurden somit alle vorliegenden Ursachen adressiert, um eine erneute Patellaluxation zu verhindern. Die Patientin wird postoperativ mit einer Orthese versorgt und eine teilbelastende Mobilisierung mit Unterarmstützkrücken für 8 Wochen ist nötig. Begleitend wird eine entsprechende Physiotherapie durchgeführt, um die rasche, funktionelle Rehabilitation der Patientin zu gewährleisten.