Patellaluxation
Behandlung beim Orthopäden aus Wien
Bei der Kniescheibe ist alles eine Frage der Stabilität des Gelenks. Nur wenn die Kniescheibe einwandfrei funktioniert, können wir unser Knie schmerzfrei strecken und beugen.
Die Kniescheibe oder auch Patella genannt, bezeichnet einen flachen, scheibenförmigen Knochen, der vor dem Gelenk des Knies liegt, an dessen Gelenkflächen er beteiligt ist und dieses so schützt. Sie ist in die große Strecksehne des Oberschenkelmuskels eingebettet und fungiert so als Hebelarm des Muskels.
ÜBERSICHT
Die Kniescheibe bei einer Patellaluxation
Bei Beuge- und Streckbewegungen des Knies gleitet die Kniescheibe durch eine Führungsrinne des Oberschenkelknochens. Die Kniescheibe kann durch eine unglückliche Drehbewegung oder einen seitlichen Stoß jedoch aus dieser Rinne herausspringen. Kommt es dazu, spricht man von einer Patellaluxation. Dies kann bei Sport und auch im Alltag passieren und einen Schmerz verursachen. Mit der Hilfe Ihres Orthopäden können Sie die Belastung von Knieverletzungen loswerden.
Was ist eine Patellaluxation?
Die Kniescheibe wird durch ihre Form, die Führungsrinne im Oberschenkelknochen, sowie umgebende Bänder und Muskeln stabilisiert. Anlagebedingt durch mangelnde muskuläre Führung, aber auch als Folge früherer Kniescheibenverletzungen, kann es zu einem Abweichen aus dem Gleitlager bzw. der Führungsrinne oder im schlimmsten Fall zu einem Herausspringen der Kniescheibe, kommen.
Bei einer Patellaluxation verrutscht die Kniescheibe und es kommt zu starken Schmerzen sowie einem Funktionsverlust bei jeder Bewegung. Die seitlichen Bänder können dabei zu stark unter Spannung stehen oder aber auch komplett reißen. Nicht selten gleitet die ausgerenkte Kniescheibe bei einer Kniescheibenluxation von allein wieder zurück, manchmal verbleibt sie jedoch in ihrer Verrenkungsstelle außen am Kniegelenk.
Mit einer Inzidenz von 5,8/100.000 in der Normalbevölkerung der Menschen ist die Patellaluxation eine der häufigsten Kniegelenksverletzungen.
Ursachen für Knie-Verletzungen
Es gibt vielfache Auslöser für eine Patellaluxation. Das Herausspringen kann bei Patient:innen in jedem Alter auftreten, ist häufig jedoch ein Problem von jüngeren Mädchen oder Frauen.
Die Luxationsformen werden in eine akut konstitutionelle, akut traumatische und eine habituelle Form unterteilt.
Bei der akut konstitutionellen Form sind bestimmte Faktoren verantwortlich, dass ein inadäquates Trauma ausreicht, um die Kniescheibe zum Luxieren zu bringen.
Folgende prädisponierende Faktoren erhöhen die Gefahr einer möglichen Patellaluxation:
- Eine angeborene Fehlausbildung der Kniescheibe und des Gleitlagers (Dysplasie)
- Eine Achsen- oder Rotationsfehlstellung des Kniegelenks („X-Beine“ bzw. Genu valgum)
- Eine hochstehende Kniescheibe (Patella alta) und ein äußerer Ansatz der Kniescheibensehne am Schienbein
- Ein Muskelungleichgewicht
- Eine Veränderung der Haltebänder der Kniescheibe
- Bandlaxizität im Zuge von Krankheitsbildern, wie Ehlers-Danlos-Syndrom, Arachnodaktylie, Osteogenesis imperfecta, Turner-Syndrom, Trisomie 21, Kabuki-Syndrom
- Im Rahmen von (weiteren) Syndromen, wie Diastrophische Dysplasie, Ellis-van-Creveld-Syndrom oder Scholte-Syndrom
Bei der akut traumatischen Form der Patellaluxation kann ein Rotationstrauma oder eine direkte Gewalteinwirkung auf das Knie das Herausspringen der Kniescheibe verursachen.
Sportarten mit schnellen Richtungswechseln erhöhen das Luxationsrisiko.
Weitere Formen der Patellaluxation
Eine weitere Form der Patellaluxation ist die habituelle mit einer Häufigkeit von etwa 20% aller Luxationen. Habituelle Formen sind willkürlich auslösbar und es kommt zu Luxationen im alltäglichen Bewegungsablauf ohne Trauma, meist handelt es sich um ein vorgeschädigtes patellofemorales Gelenk.
Neben den angeführten Formen gibt es noch weitere, seltenere Ursachen, wie kongenitale Luxationen, die schon bei Geburt vorhanden sein können, neurogene Luxationen, durch einen abnormen Zug der Oberschenkelmuskulatur oder sogenannte iatrogene Luxationen, nach insuffizienten Operationen an der Kniescheibe oder der Beinachse.
Symptome
Zu den möglichen Symptomen einer Patellaluxation zählen Schmerzen, eine Schwellung des Knies, sowie eine mögliche Hämatomverfärbung. Die akute Erstluxation ist in der Regel sehr schmerzhaft, wiederholende Luxationen meistens weniger bis gar nicht. Generell gilt: je öfter die Kniescheibe luxiert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer in ihrer Intensität abnehmenden Symptomatik.
Häufigster Verlauf einer Patellaluxation
Fast immer springt die Kniescheibe zur Außenseite des betroffenen Knies heraus, dabei kommt es meist zur Ruptur der Gelenkkapsel und des Bandes, das die Kniescheibe auf der Knieinnenseite stabilisiert, das sogenannte mediale patellofemorale Halteband oder kurz MPFL. Bei der Luxation selbst kann ein Knallen zu hören sein und es fühlt sich an, als würde das Knie „auskugeln“, meist ist dies auch deutlich anhand einer verrutschten Kniescheibe sichtbar.
Mögliche Verletzungen und Risikofaktoren
Beim angeführten traumatischen Kniegelenkserguss oder einem möglichen Hämarthros müssen mögliche Begleitverletzungen der Luxation als Ursache für den Erguss beachtet und in Betracht gezogen werden. Bei andauernder Luxation befindet sich das Knie fast immer in gebeugter Schonhaltung. Die Beweglichkeit des Kniegelenks kann auch nach erfolgter Reposition schmerzbedingt stark eingeschränkt sein.
Folgen einer Patellaluxation
Ist die Kniescheibe einmal herausgesprungen, ist das Knie danach instabiler. Dies kann vor allem bei intensiveren Belastungen zu vorderen Knieschmerzen führen. Längerfristige Auswirkungen von Patella-Luxationen oder insbesondere wiederholte Luxationen, die meist auch den Knorpel stärker schädigen, können das als Risikofaktoren für eine Kniearthrose erhöhen.
Diagnostik
Eine luxierte Kniescheibe ist in der Regel deutlich erkennbar und gut sichtbar. Eine Patellaluxation ist oftmals bereits eine Blickdiagnose. Die Fehlstellung der Kniescheibe lateral des Kniegelenks lässt sich besonders gut im Seitenvergleich erkennen. Meist ist ein deutlicher Kniegelenkserguss, der sich in Form einer sogenannten „tanzenden Patella“ zeigt, tastbar.
Der Apprehension-Test der Kniescheibe kann ebenfalls zum Nachweis einer Luxationsneigung bei stattgehabter Patellaluxation, bei der die Kniescheibe jedoch spontan reponiert ist, dienen. Dieser sollte allerdings nur mit großer Vorsicht durchgeführt werden, da er nach einer bereits stattgehabten Luxation zu neuerlichen Verrenkungen führen kann.
Klarheit durch Röntgenbild und MRT
Anhand von Röntgenaufnahmen kann man knöcherne Begleitverletzungen ausschließen und mögliche prädisponierende Faktoren detektieren. Hiermit können Form und Lage der Kniescheibe, sowie der Gleitrinne beurteilt werden.
Zur Beurteilung von Bandapparat, sowie Knochen- und Knorpelstrukturen dient die Magnetresonanztomographie (MRT), anhand dieser sich auch eine mögliche Ruptur des angeführten medialen patellofemoralen Haltebandes (MPFL) erkennen lässt.
Weitere mögliche diagnostische Verfahren, die darüber hinaus einen therapeutischen Mehrwert liefern, sind die Kniegelenkspunktion und die Arthroskopie.
Therapieoptionen
Bei einer Patellaluxation unterscheidet man ein konservatives und ein operatives Therapieverfahren.
Konservatives Verfahren
Bei der konservativen Therapie wird die Kniescheibe reponiert und das Gelenk mit einer Gipshülse immobilisiert. Zusätzlich sollte das betroffene Knie hochgelagert und gekühlt werden. Unterarmgehstützen, eine entsprechende schmerzstillende Medikation und Thromboseprophylaxe zählen ebenfalls zu den Akutmaßnahmen.
Im weiteren Verlauf wird das Gelenk des Knies mit einer 4-Punkt-Orthese mit einer stufenweisen limitierten Flexion fixiert bzw. stabilisiert und sollte möglichst rasch mit einer entsprechenden Physiotherapie begonnen werden.
Operatives Verfahren
Beim operativen Verfahren kann einerseits der mediale Patellabandapparat und dabei insbesondere das sogenannte MPFL (Bandverbindung zwischen Kniescheibe und Oberschenkel) rekonstruiert werden oder das Knie bzw. ihre Führung neu ausgerichtet werden. Die letztendliche Behandlung und die Operation gestalten sich von Fall zu Fall individuell, in manchen Fällen werden auch mehrere verschiedene Verfahren kombiniert.
Operative Verfahren nach einer Knieverletzung
MPFL-Rekonstruktion (mediales patellofemorales Ligament): Bei einer leichtgradigen Fehlbildung der Gleitrinne und bei nicht zentraler Kniescheibe, kann das innenseitige Band zwischen Patella und Oberschenkel genäht, gestrafft oder vollkommen rekonstruiert. Dadurch kann eine neuerliche Luxation aus dem Gleitlager verhindert werden. Hierfür wird für die Rekonstruktion eine körpereigene Sehne des Oberschenkels verwendet, die minimalinvasiv über kleine Hautschnitte an der Patella und am Oberschenkel fixiert wird.
Tuberositas-Osteotomie: Bei einer zu hochstehenden oder zu weit nach außen versetzen Kniescheibe, kann der Ansatz der Patellasehne am Schienbein mit einer Knochenschuppe gelöst werden und in die anatomisch korrekte und gewünschte Position gebracht werden. Die abgelöste Knochenschuppe wird mit zwei oder drei Schrauben fixiert.
Trochleaplastik: Bei schlecht ausgebildeter oder vollständig fehlender Gleitrinne (Trochlea), kann diese am Oberschenkel vertieft werden. Hierfür wird bei einer Operation das Kniegelenk eröffnet und der Knorpel mit einer feinen Knochenschicht vom Oberschenkel abgelöst, um die gewünschte Vertiefung ausheben zu können. Im Anschluss wird die abgelöste Schuppe wieder fest mit Fäden verankert.
Adäquate Nachsorge des Kniegelenkes
Egal welches Verfahren schlussendlich gewählt und für den jeweiligen Patienten bzw. die jeweilige Patientin passend ist, genauso entscheidend wie eine gute Operation, ist die adäquate Nachsorge. Hierfür wird das Kniegelenk je nach Eingriff für einige Wochen ent- bzw. teilbelastet und anschließend eine schrittweise Steigerung bis zur Vollbelastung durchgeführt.
Zusätzlich sind ein Muskelaufbau- und Koordinationstraining als Teil einer postoperativen Physiotherapie unabdingbar. Die geheilte Streckmuskulatur kann wieder den nötigen Halt versichern.
Fazit
Die Genesung nach einer Patellaluxation richtet sich danach, wie stark das Knie verletzt wurde und wie es behandelt wird. Wann und wie intensiv danach wieder trainiert und das Kniegelenk belastet werden kann, hängt von den persönlichen Voraussetzungen, der jeweiligen Sportart und dem Behandlungserfolg ab.
Die jeweilig ideale und individuell beste Art der Therapie richtet sich nach dem:der Patienten:in, den anatomischen Gegebenheiten und der Art der Verletzung.
Eine adäquate Versorgung, egal ob konservativ oder operativ, ist jedoch wichtig, um mögliche Spätkomplikationen, wie neuerliche Luxationen, eine chronische Instabilität oder eine Arthrose im Kniegelenk bestmöglich zu verhindern.
Die passende Behandlung sollte immer in Absprache mit Ihrem behandelnden Orthopäden erfolgen, um das bestmögliche Ergebnis für Sie zu erreichen.