Knieschmerzen nach Skifahren – Was tun?
Perfekt präparierte Pisten, Neuschnee und Sonnenschein – Skifahren gilt nicht umsonst als eine der beliebtesten Freizeit- und Urlaubsaktivitäten. Doch neben dem Spaß am Skifahren fährt immer auch das Risiko eines Sturzes oder anderen Verletzungen mit. Nicht nur Profi- und Extremsportler sind betroffen, auch Hobbyskifahrer und Skianfänger.
Über die häufigsten Verletzungen beim Skifahren, mögliche Ursachen für Beschwerden und therapeutische sowie präventive Tipps kläre ich im folgenden Beitrag auf.
ÜBERSICHT
Die häufigsten Verletzungen beim Skifahren
Internationale Studien zeigen einen deutlichen Rückgang der Anzahl an Pistenunfällen in den letzten 50 Jahren. Dies liegt vorrangig an der zunehmenden Qualität und Quantität der Pistenpräparierungen, einer Verbesserung der Ausrüstung und der Verwendung von Schutzausrüstung, wie Helme oder Rückenprotektoren. Auch wenn das relative Verletzungsrisiko mit dem beim Laufen oder Tennis vergleichbar und damit um einiges niedriger als beispielsweise beim Fußball ist, ist die Verletzungsgefahr beim Skifahren nicht zu unterschätzen. Für Wintersportler gibt es zahlreiche potenziell gefährdete Körperregionen.
Etwa 10 Prozent aller im Krankenhaus behandelten Skiunfallopfer erleiden eine Verletzung am Kopf. Dazu zählen neben schwereren Verletzungen auch Nasenbluten und Schürfwunden.
Rumpfprellungen und Rippen- oder Schlüsselbeinbrüche sind bei Snowboardern häufiger als bei Skifahrern. Rund 10 Prozent der Verletzungen machen Oberschenkelbrüche aus, bei etwa 7 Prozent aller eingelieferten Patient:innen kommt es zu Brüchen des Unterschenkels. Etwas seltener aber doch nicht außer Acht zu lassen sind Knöchelbrüche oder Verletzungen des Sprunggelenks.
Aufgrund unzureichendem Aufwärmprogramm kann es mitunter zu Muskelfaserrissen kommen. Weitere mögliche Verletzungen beim Skifahren betreffen ausgekugelte Gelenke, Sehnenrisse oder der sogenannte Skidaumen, bei dem es zu einem An- bzw. Abreißen der Sehne kommt.
Das Gelenk, das durch Skifahren allerdings am meisten belastet wird, ist das Knie. Etwa ein Drittel aller eingelieferten Patient:innen haben ein Knieproblem, mögliche Verletzungen betreffen vor allem die Bänder oder die Menisken.
Ursachen für Knieschmerzen nach dem Skifahren
Skifahren ist eine große Belastung für den Muskel- und Bandapparat und dabei insbesondere für das Kniegelenk. Die seitlichen Belastungen und Rotationen üben einen großen Druck auf die Menisken und starken Zug auf die Bänder aus.
Kommt es zu Knieschmerzen nach oder während dem Skifahren, können unterschiedliche Ursachen dafür verantwortlich sein. Diese reichen von einfachen Überlastungen oder Reizungen bis hin zu Verletzungen unterschiedlicher Gelenkanteile.
Überlastung oder nicht ausreichend trainierte Muskulatur
Eine gut trainierte Muskulatur ist wichtig für die Unterstützung des Kniegelenks und die Stabilisierung von Knorpeln, Bändern und Sehnen. Ist diese am Limit, leidet auch die Stützfunktion darunter und Verletzungen sind wahrscheinlicher. Bei unzureichend trainierten Muskeln kommt es zu Fehlhaltungen des Kniegelenks, welche Knieschmerzen begünstigt.
Bandverletzungen
Verletzungen oder gar Risse des vorderen Kreuzbandes oder der Seitenbänder passieren beim Skifahren im Vergleich zu anderen Sportarten aufgrund der deutlichen Zugkräfte relativ häufig. Meist reißt das Kreuzband, wenn das Kniegelenk gebeugt, abgespreizt und nach außen gedreht wird, Fuß und Unterschenkel aber fixiert sind und sich nicht mitdrehen.
Meniskusverletzungen
Ebenfalls keine Seltenheit im Skisport sind Verletzungen am Meniskus. Typischerweise handelt es sich um einen Druckschmerz, der sich blockierend und stechend anfühlen kann.
Unhappy Triad
Bei der Unhappy Triad (dt. „unglückliche Triade“) handelt es sich um eine Kombination aus der Verletzung des Innenbandes, des Innenmeniskus und des Kreuzbandes, die gerade beim Skifahren aber auch beim Snowboarden aufgrund der bereits erwähnten seitlichen Zugkräfte verglichen mit anderen Sportarten relativ häufig auftritt.
Knorpelschaden
Ursache für leichte bis mittlere Beschwerden im Knie, die beim Skifahren auftreten und nicht selten von allein wieder verschwinden, sind häufig Knorpelschäden, oft hinter der Kniescheibe. Bestehen diese länger und intensiver, sollte dies auf alle Fälle ärztlich abgeklärt werden.
Weitere Knieverletzungen beim Skifahren
Neben den angeführten Ursachen für Knieschmerzen gibt es noch eine Reihe weiterer typischer Knieverletzungen. Dazu zählen beispielsweise die Patellaluxation und Knochenbrüche der Kniescheibe oder nicht selten des Unterschenkels.
Abklärung beim Arzt – rasch und kompetent
Eine rasche ärztliche Abklärung bei Knieschmerzen nach dem Skifahren ist wichtig, um mögliche Verletzungen schnell und effektiv zu therapieren und potenzielle Folgeschäden damit zu minimieren.
Bei Verletzungen nach Stürzen auf der Piste erfolgt die Erstbehandlung meist im nächstgelegenen Krankenhaus.
Eine adäquate Weiterbehandlung und Kontrolle beim niedergelassenen Orthopäden im weiteren Verlauf sind allerdings genauso wichtig. Im Krankenaus selbst reichen die Ressourcen meist nur für eine klinische Erstbegutachtung und Abklärung mittels Röntgen, beim Verdacht auf Verletzungen von Bändern oder Menisken, sowie bei möglichen Knorpelschäden ist eine weiterführende Abklärung mittels Magnetresonanztomographie und Kontrolle beim Facharzt unabdingbar. Unbehandelte Meniskusrisse können unversorgt beispielsweise zu Knorpelschäden und damit einer schnelleren Abnützung des Kniegelenks führen. Mit einer raschen und kompetenten Abklärung kann die entsprechende Therapie schnell und effizient eingeleitet werden. Darüber hinaus sollten im Krankenhaus anbehandelte Patient:innen gemeinsam mit Ihrem Arzt die weitere beste Nachbehandlung besprechen und sicherstellen.
Nicht nur nach dem Auftreten von Schmerzen empfiehlt sich eine Kontrolle beim Arzt. Auch vorab kann, gerade nach Knieverletzungen, ein ärztlicher Check-up mögliche Zweifel beseitigen und so die Freigabe zum Skifahren abgeholt werden.
Richtige Behandlung bei Knieschmerzen nach dem Skifahren
Kommt es zu einem Sturz oder treten die Beschwerden unmittelbar auf der Piste gibt es einige hilfreiche Sofortmaßnahmen. Neben dem unmittelbaren Einleiten der Rettungskette und der Verständigung des Notrufs kann das sogenannte PECH-Schema angewendet werden.
- P ause: der betroffene Körperteil sollte ruhiggestellt und sicher gelagert werden.
- E is: der verletzte Bereich sollte schnell gekühlt werden, um Einblutungen und Schwellungen zu vermeiden bzw. vorzubeugen. Dadurch wird ein möglicher Gewebeschaden reduziert und werden Schmerzen gelindert.
- C ompression (dt. Kompression): ein Kompressionsverband kann ein starkes Anschwellen des betroffenen Körperteils verhindern. Zum Sicherstellen einer guten Durchblutung, sollte beim Anlegen nur mäßiger Druck ausgeübt werden.
- H ochlagern: das Hochlagern des verletzten Bereichs erleichtert den Rückfluss von Blut und Schwellflüssigkeit.
Die weitere Behandlung folgt unmittelbar nach einer Verletzung oder dem Auftreten von Schmerzen im Krankenhaus oder im weiteren Verlauf durch den behandelnden Orthopäden. Die jeweilige Therapie richtet sich nach der Art der Verletzung. Eckpfeile sind schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente und eine konsequente Physiotherapie.
Bei Verletzungen des Bandapparats können Orthesen, Bandagen oder andere Hilfsmittel verwendet werden. Oftmals reichen konservative Maßnahmen aus, ist dies jedoch nicht der Fall, bedarf es einer Operation, um die Schmerzen zu lindern und die Verletzung adäquat zu therapieren. Reißt ein Seitenband, heilt es meist durch konservative Maßnahmen wie Ruhigstellung mittels Knieschiene sowie Physiotherapie wieder aus. Ein Kreuzbandriss stellt eine massivere Verletzung dar. Aber auch hier muss der:die Patient:in in der Regel nicht sofort unters Messer. Der:die Patient:in kann in Ruhe die Heimreise antreten und dann zum Arzt seines:ihres Vertrauens gehen.
Vorbeugung für potenzielle Knieverletzungen beim Skifahren
Um mögliche Verletzungen beim Skifahren zu verhindern, gibt es zahlreiche Tipps, die es in der Prävention zu beachten gilt.
Viele Verletzungen lassen sich durch eine gute Vorbereitung verhindern, fehlende körperliche Vorbereitung kann sich negativ auswirken und ein gutes Aufwärmtraining kann das Verletzungsrisiko deutlich senken. Durch einfache Übungen und Skigymnastik kann der Körper auf die bevorstehende Anstrengung vorbereitet werden. Beim Skifahren ist das Knie starker Belastung ausgesetzt und im Falle eines Sturzes am meisten gefährdet. Die Muskeln, die das Gelenk umgeben, übernehmen eine wichtige Schutzfunktion und müssen entsprechend trainiert werden. Ideal wäre es natürlich, das ganze Jahr über in Bewegung zu sein oder zumindest fünf bis sechs Wochen vor den ersten Schwüngen gezielte Skigymnastik durchzuführen, aber: jedes noch so kurze Training ist besser, als nichts zu tun.
Zusätzlich können Knie-Bandagen zur Vorbeugung helfen. Eine solche Bandage entlastet und stabilisiert das Knie und kann so die Schmerzen lindern, gerade wenn Sie bereits an Knieschmerzen leiden. Zur Vorbeugung von potenziellen Knieverletzungen und Schmerzen beim Skifahren ist auch die Materialauswahl von entscheidender Rolle. Die richtigen Ski, angepasst an das Niveau und die Bedingungen und vor allem das optimale Schuhmodell sind wesentliche Details, die den Unterschied ausmachen können. Neben der richtigen Ausrüstung ist auch die Wahl der Pisten, angepasst an die jeweiligen Fahrkünste, ein entscheidender Faktor zur Prävention.
Skifahren ist Kniefahren. Jedes Jahr kommt es zu zahlreichen Verletzungen im alpinen Wintersport. Das Knie ist mit einem Drittel aller Verletzungen die am häufigsten betroffene Körperregion der Skifahrer.Knieschmerzen nach dem Skifahren können unterschiedlichste Ursachen haben und sollten je nach Ursache und Verletzung therapiert und behandelt werden.
Zahlreiche potenzielle Knieverletzungen lassen sich durch die richtige Vorbereitung und Ausrüstung verhindern, trotzdem sind Stürze, Unfälle und Schmerzen nicht komplett auszuschließen.
Kommt es zu Beschwerden oder Verletzungen, sollte der Arzt Ihres Vertrauens aufgesucht werden, um rasch und kompetent die entsprechende Therapie einleiten zu können und um so möglichst schnell wieder fit für die Piste gemacht zu werden.