Knorpelschaden im Knie | Kniearthrose (Gonarthrose)
Arthrose im Knie ist eine degenerative Erkrankung des Kniegelenks, die häufig zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt. Die Erkrankung ist häufig die Folge einer jahrelangen Abnutzung des Gelenks, einer Verletzung oder einer anderen Erkrankung wie rheumatoider Arthritis. Knorpelschäden im Knie sind eine häufige Folge dieser Abnutzung. Die Schmerzen werden durch das Zusammenschleifen der Knochenoberflächen verursacht, die nicht mehr durch Knorpel geschützt sind.
Dr. Martin Gruber ist Kniespezialist in Wien und auf die Behandlung von Arthrose und Knorpelschäden im Knie, und somit auch auf die Behandlung von Knieschmerzen, spezialisiert. Behandlungen können dazu beitragen, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen, weitere Komplikationen zu verhindern und Ihre Lebensqualität mit einem Knorpelschaden im Knie zu verbessern. Erfahren Sie im Folgenden mehr zu diesem Krankheitsbild, seinen Ursachen sowie möglichen Therapieformen.
ÜBERSICHT
Was ist ein Knorpel?
Als Gelenkknorpel bezeichnet man das Knorpelgewebe, das die Gelenkflächen aller echten Gelenke überzieht. Der hyaline Knorpel ist fest mit dem darunter liegenden Knochen verbunden und ist die Gleitfläche, die eine schmerzfreie und reibungsfreie Bewegung in einem Gelenk überhaupt erst möglich macht. Die Knorpelschicht ist sehr druckelastisch und verteilt den Druck im Gelenk möglichst gleichmäßig wie ein Stoßdämpfer.
Wie entsteht ein Knorpelschaden im Knie?
Ein Knorpelschaden im Knie kann einerseits akut im Rahmen eines Unfalls, aber auch durch chronische Fehl- oder Überbelastung, sowie im Rahmen von Entzündungen und Durchblutungsstörungen entstehen.
Bei akuten, traumatologisch bedingten Knorpelverletzungen kommt es durch die plötzlich auftretenden Druck- und Scherkräfte zu einem meist in der Hauptbelastungszone lokalisierten abgegrenzten Knorpelschaden. Möglich Ursachen für chronisch bedingte Knorpelschäden umfassen eine Fehlstellung der Beinachse (X-Beine oder O-Beine), Übergewicht, einen Meniskusschaden oder eine Instabilität im Kniegelenk. Durch Fehl- oder Überbelastungen verliert der Knorpel an Elastizität und damit an seiner „Stoßdämpfung“ und mit einem Fortschreiten zunehmend seine Substanz- und Funktion.
Einteilung der Knorpelschäden (Grad 0-4)
Die Einteilung von Knorpelschäden erfolgt nach dem Schweregrad der Knorpelverletzung bzw. Degeneration. Die neuere, etwas differenzierte Klassifikation nach ICRS (International Cartilage Research Society) unterteilt:
- Grad 0: Normalbefund mit glattem, stabilem Knorpel, keine erkennbaren Defekte
- Grad 1: Knorpelerweichung bei intakter Oberfläche und/oder oberflächige Risse bzw. Fissuren im Knorpel
- Grad 2: Einrisse mit einer Tiefe < 50% der gesamten Knorpeldicke (abnormaler Knorpel)
- Grad 3: Knorpeldefekte mit einer Tiefe > 50% der gesamten Knorpeldicke, d.h. eventuell bis zur Knochenschicht reichend
- Grad 4: vollständige Knorpelläsion, d.h. der Knochen unter dem Knorpel liegt frei („Knorpelglatze“)
Symptome einer Kniearthrose
Ist der Knorpel verletzt oder abgenützt, erkennt man das oft an einem Knirschen, Knarren oder Knackgeräusch im Gelenk, Schmerzen und chronische Entzündungen sind die Folge beleidigter Knorpel. Der Gelenksknorpel selbst besitzt jedoch im Unterschied zum Knochen weder eine Blut- noch eine Nervenversorgung. Die Schmerzen entstehen aus diesem Grund nicht vom Knorpel selbst, sondern vom darunterliegenden Knochen und der Gelenkskapsel.
Die Schmerzen treten häufig beim Treppen- oder Bergabgehen, sowie nach Belastung auf, typisch ist auch ein Anlaufschmerz beim Aufstehen nach längerem Sitzen. Das Beschwerdeausmaß ist dabei abhängig von der Größe und Tiefe des Defekts, sowie von seiner Lokalisation. Chronische Knorpelschäden führen häufig zu einem Anlauf-, Belastungs- und Entzündungsschmerz, zusätzlich berichten Patient:innen von geschwollenen Knien, sowie einer eingeschränkten Beweglichkeit.
Bei akuten Verletzungen mit Knorpelschaden kommt es zu plötzlich auftretenden Beschwerden und einer Gelenksschwellung. Knorpelstücke, die sich bei einer Verletzung vollständig lösen können, können zu einer Blockade im Kniegelenk führen.
Diagnose eines Knorpelschadens | Kniearthrose
Eine genaue Erhebung der Schmerzsymptomatik, sowie eine gründliche klinische Untersuchung können erste Hinweise auf einen möglichen Knorpelschaden im Kniegelenk liefern. Eine Röntgenuntersuchung des betroffenen Knies dient hauptsächlich zum Ausschluss einer knöchernen Verletzung, kann bei radiologischen Abnützungszeichen jedoch bereits auf einen fortgeschrittenen Knorpelschaden bzw. eine Arthrose hindeuten.
Gesichert wird die Diagnose eines Knorpelschadens mittels Magnetresonanztomographie (MRT), mit der sich die Größe und Tiefe, sowie die exakte Lokalisation des Knorpelschadens eruieren lassen. Zusätzlich sollte bei Verdacht einer Fehlstellung (X- oder O-Beine) eine Röntgenuntersuchung der Beinachse durchgeführt werden, da diese oft Ursache für den Knorpelschaden sein kann. Bei Knorpelschäden an der Kniescheibe sollte zusätzlich eine Instabilität ebendieser abgeklärt werden.
Behandlung einer Kniearthrose
Je nach Tiefe, Größe und Ort des Knorpelschadens gibt es unterschiedliche Behandlungsmethoden. Oberflächliche und kleinere Knorpeldefekte können mitunter konservativ (Physiotherapie, Infiltrationen oder medikamentöse Schmerztherapie) behandelt werden, große und tiefe Schäden sollten operativ saniert werden.
Konservative Therapie
Neben der angesprochenen Physiotherapie und medikamentöser Schmerztherapie können Nahrungsergänzungsmittel, die Inhaltsstoffe von Gelenksknorpel enthalten und vor allem Infiltrationen mittels Hyaluronsäure helfen, eine weitere Abnützung sowie ein Voranschreiten des Knorpelschadens zu verhindern. Durch die Infiltrationen kann der Knorpel vermehrt Hyaluronsäure einlagern und die Gelenksflüssigkeit ihre Funktion als Gelenksschmiere besser ausüben. Hierfür stehen verschiedene Präparate zur Verfügung.
Knorpelglättung
Dieser Eingriff wird oft leichtfertig durchgeführt, denn eine positive Wirkung ist wissenschaftlich nicht belegt. Die Knorpelglättung sollte daher als alleiniger Eingriff nicht durchgeführt werden. Dabei wird im Rahmen einer Arthroskopie ausgefranster und abgehobener Knorpel entfernt.
Microfrakturierung
An der Stelle der Verletzung wird der Knorpel sauber entfernt und der nun freiliegende Knochen mit kleinen Löchern fein punktiert. So gelangen Stammzellen aus dem Knochenmark in die freigelegte Stelle und bilden ein dem Knorpel sehr ähnliches Gewebe nach. Diese Operation funktioniert jedoch nicht bei zu großen Verletzungen und setzt einen intakten Knochen unterhalb des Knorpeldefekts voraus. Entscheidend ist die Nachbehandlung: Entlasten durch Krücken und Physiotherapie für mindestens sechs Wochen.
OATS (Osteochondrale Autologe Transplantation oder Knorpel-Knochentransplantation)
Bei diesem Eingriff wird ein Knorpel-Knochen-Zylinder aus einer nicht belasteten Zone des Knorpels entnommen und an der verletzt oder abgenützten Stelle eingesetzt. Der entnommene kaputte Teil wird an der Entnahmestelle wieder eingesetzt – die Zylinder werden also einfach getauscht und der Knorpel wird dort, wo er belastbar sein muss, wieder voll funktionsfähig. Im Gegensatz zur Microfrakturierung können mit dieser Methode auch tiefe, in den Knochen reichende Defekte behandelt werden, Limitationen sind jedoch die Verfügbarkeit der Knochen-Knorpel-Zylinder, sowie die möglichen Schmerzen, die an der Entnahmestelle entstehen können. Bei der Verwendung mehrere Zylinder spricht man von einer Mosaikplastik, die sich für die Behandlung bei Morbus Ahlbäck (aseptische Knochennekrose), aber auch bei einer OCD (Osteochondrosis dissecans) besonders gut eignet.
ACT und MACHT (Knorpelzelltransplantation)
Hierbei werden Knorpelzellen entnommen und im Labor gezüchtet, bis ausreichend neues „körpereigenes“ Knorpelgewebe nachgewachsen ist. Die Methode eignet sich besonders gut für große, gut begrenzte Knorpelschäden. Dieses wird dann wieder im Knie eingesetzt. Das Problem daran ist, dass zwei Operationen am Knie notwendig sind, ein Eingriff für die Entnahme winziger Knorpelstücke aus einem unbelasteten Areal des Kniegelenks und ein zweiter Eingriff, in dem das fertige Knorpelzelltransplantat in den Knorpeldefekt eingesetzt wird. Eine einfachere Therapieform ist die Knorpeldeckung mit dem AutoCart System (Minced Cartilage) der Firma Arthrex, bei dem auch größere Knorpelschäden in meist einem minimal invasiven Eingriff saniert werden können. Eine weitere Möglichkeit, einen zweiten Eingriff zu vermeiden, bietet die Stammzellentransplantation.
Stammzellentransplantation
Hierbei werden in einer Operation Stammzellen aus dem Knochenmark des Beckenknochens entnommen, separiert und unmittelbar danach im Knorpel eingesetzt. Der Vorteil: Eine Wartezeit von bis zu sechs Wochen zwischen Entnahme und Einsetzen entfällt.
Fazit
Knorpelschäden im Kniegelenk können entweder an der Kniescheibe oder an den Gelenkflächen auftreten. Unterschieden werden akute, meist infolge von Unfällen oder Verletzungen und chronische Schäden, die meist durch chronische Fehl- oder Überlastung entstehen. Abhängig von der Ursache, sowie dem Ausmaß des Knorpeldefekts, unterscheidet man zwischen zwei Therapieansätzen. Ein die Ursache beseitigender Ansatz und die Therapie direkt am Kniegelenk.
Diese kann konservativ, aber auch operativ erfolgen. Gerade bei einer operativen Knorpelsanierung ist die Wahl der jeweiligen Operationsmethode neben einer konsequenten Nachbehandlung von großer Bedeutung.
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