Warum ich Kniechirurg geworden bin
Kennen Sie das? Die Jahre vergehen und vieles, was früher eine gefühlte Ewigkeit gedauert hat, ist heute fast zu schnell erledigt. Wünsche und Träume, die einst riesig und unerreichbar oder unerfüllbar schienen, sind heute Teil des selbstverständlich geglaubten Alltages. Immer, wenn ich spüre, dass die Tätigkeiten des Alltages zu dominant und selbstverständlich werden und dass ich wieder einen Schub zu mehr Feuer und Leidenschaft brauche, hole ich meine Fotoalben heraus und erinnere mich daran, dass all das, was ich heute tun darf und alles was ich bis heute erreichen konnte, Produkte einer langgelebten Leidenschaft sind.
Wie alles begann
Ich, Martin Gruber, komme aus einer klassischen konservativen Akademikerfamilie. Wir stammen aus Lilienfeld in Niederösterreich. Meine Familie besitzt dort ein wenig außerhalb, oben in den dicht bewaldeten Hügeln bis heute einen Bauernhof. In meiner Kindheit – lange bevor ich mir Karrierefragen stellte oder Ausbildungsentscheidungen zu treffen hatte – habe ich viel Zeit mit meinem Großvater verbracht. Die schönsten Momente waren immer jene, in denen wir gemeinsam handwerklich gearbeitet haben. Ich habe also schon als kleiner Bub Wände gemauert, Holzarbeiten gemacht, oder bin dabei gewesen, wenn wir im Wald zu tun hatten. Bald war mir klar, dass mein Beruf eine starke handwerkliche Komponente braucht. Ich arbeitete gern mit meinen Händen, ich konnte mich schon damals gut und lange ein und derselben Tätigkeit zuwenden, war stolz auf das was ich vor mir entstehen sah und – zumindest hat das Opa immer gesagt – war außerordentlich geschickt. Die Schuljahre kamen und vergingen und je näher das Maturajahr rückte umso klarer wurde mir, dass ich für meine Zukunft eine Entscheidung zu treffen habe. In meinem Kopf waren sehr rasch bloß noch zwei Ideen vorhanden: Entweder ich entscheide mich für den schönsten aller Lehrberufe und werde Tischler oder ich schlage – entlang der Tradition meiner Familie – den Weg einer akademischen Ausbildung ein. Und hier gab es nur eine Option für mich – wenn, dann wollte ich orthopädischer Chirurg werden – in universitär ausgebildeter Knochentischler quasi.
Die Ausbildungsjahre
Das Medizinstudium habe ich rasch und mit viel Energie begonnen. Unter uns: Ganz so rasch habe ich es aber dann doch nicht durchgezogen. Lange Nächte über schwierigen Skripten, Seiten und Seiten kompliziertesten Lehrstoffs. Das Büffeln habe ich geschafft – ich hab mich durchgebissen. Das war aber, was meine akademische Begeisterung anbelangt, auch schon alles. Spannend war es immer dann, wenn es daran ging, irgendwo Hand anzulegen. Der erste Sezierkurs, das erste Mal famulieren in einem Spital, die ersten Stunden als junger Arzt in einer Praxis. Und so wurde meine Ausbildung für mich erst mit fortschreitender Dauer wirklich interessant. Der Eintritt in die Facharztausbildung, erste Einsätze als Operationshelfer – meine Motivation stieg je mehr ich tun durfte!
Meine große Leidenschaft – der Sport
Schon bald nach dem Ende meiner Ausbildung begann ich, als Kniespezialist in einer Gemeinschaftspraxis zu arbeiten. Und viele unserer Patientinnen und Patienten kamen mit mehr oder weniger schweren Verletzungen, die sie sich beim Sport zugezogen hatten, zu uns. Eine verletzte Schulter nach einem unglücklichen Sturz beim Eislaufen hier, ein gerissenes Band nach dem Tiefschneewedeln da. Sportverletzungen sind klassischerweise Fälle für den Orthopäden. Mich um versierte Sportlerinnen und Sportler zu kümmern kam von Anfang an meiner zweiten großen Leidenschaft – meiner Liebe zum Skifahren – entgegen. Ich wollte unbedingt ein Fachmann für Schi- und damit Knieverletzungen werden. Vielleicht nicht zuletzt deswegen, weil ich von klein auf meine Winter auf Österreichs schönsten Pisten verbrachte und Skifahren damals genauso wie heute das absolute Glück bedeutet. Offensichtlich habe ich mich gut entwickelt, denn bald schon kam die Gelegenheit als Teamarzt für den Österreichischen Schiverband – den ÖSV – mit den besten Schirennläufern der Welt zusammenzuarbeiten. Ich durfte Teil der Sommercamps von Südamerika bis Neuseeland sein und über ein halbes Jahrzehnt war ich Chefarzt des ÖSV beim wohl berühmtesten Ski-Spektakel der Welt – dem Hahnenkamm-Wochenende in Kitzbühel. Ich bekam die Verantwortung für einige der erfolgreichsten Kniegelenke der Geschichte in die Hände gelegt. Bis heute denke ich an meine Zeit mit Hermann Maier und Co. voll Freude zurück.
Was daraus geworden ist
Nach meiner Zeit in der Gemeinschaftspraxis entschloss ich mich zum bis dahin größten Schritt in meiner Karriere: vor zehn Jahren habe ich das Medizinzentrum Alserstraße (MZA) aus der Taufe gehoben und mir dort den Traum von einer Struktur für umfassende, orthopädische Behandlung für meine Patientinnen und Patienten erfüllt. Wenn Quentin Tarantino sagt, er macht Filme, die er sich gerne selbst ansehen würde, so habe ich mir bei der Planung des MZA die Frage gestellt: Wie würde ich als Patient gerne behandelt werden? Herausgekommen ist meine Praxis. Dort arbeite ich je nach Bedarf mit anderen SpezialistInnen oder allein. Darüber hinaus steht meinen Patientinnen ein Team top ausgebildeter PhysiotherapeutInnen zur Verfügung. Wir haben Möglichkeiten für Reha und begleiten unsere Patientinnen auch nach operativen Eingriffen. Außerdem sind wir technisch modernst ausgestattet: Von Hochenergie-Behandlungen über ein gläsernes Gegenstrombecken für professionellen Schwimmunterricht und individuelles Schwimmtraining, über einen Kraftraum zur Zentrifuge für Plasmainjektionen ist auf rund 300 m² alles an Betreuung und Service vorhanden, um rasch wieder fit zu werden. Die nächste Frage kam dann ein halbes Jahrzehnt später: Was kann ich dafür tun, dass meine Patientinnen und Patienten nicht nur fit werden, sondern es auch langfristig bleiben? Meine Antwort darauf war die Gründung der Sporthalle Wien. Die Sporthalle ist nicht nur ein architektonisches Gründerzeitjuwel mitten in Wien, sondern auch ein topmodernes Trainingszentrum und Fitnesscenter. Von computergesteuertem Rehabilitationstraining zu top moderner Functional Fitness bieten wir in der Sporthalle das gesamte Spektrum für einen natürlich gesunden beweglichen und ausdauernden Körper. Ich selbst bemühe mich bis heute zumindest zweimal in der Woche zum Training zu kommen und es tut mir gut!
Ein vorsichtiger Blick in die Zukunft
Die Chirurgie bleibt niemals stehen: Es ist auch für mich nach bald 8.000 Operationen ein ständiges Lernen und Weiterentwickeln. Nicht nur die technischen Möglichkeiten – verbesserte Materialien, neue Implantate und durch den Fortschritt in der IT immer mehr Unterstützung durch Computer und Roboter – wer einen hohen Standard halten will muss ständig besser werden. Neben den Innovationen in meinem Fachgebiet ist mir eine zweite Sache wahnsinnig wichtig: Erfahrung. Kein Knie auf Erden gleicht einem zweiten. Die Spannungsverhältnisse der Bänder, die Stellung der Knochen und Knorpel zueinander, Knochendichte, Muskulatur – Kniechirurgie ist immer Maßarbeit und Millimeterarbeit. Neben den „klassischen“ Knieoperationen wie Kreuzbänder und Meniskus– und Knorpelschäden habe ich die Beingeradestellungen – sogenannte Umstellungsosteotomien – zu einem Spezialgebiet entwickelt. Diese Eingriffe sind zwar technisch komplex, haben aber sehr hohe Erfolgschancen und bringen Patientinnen und Patienten wirklich neue Lebensqualität. Neben optischen Aspekten vor allem neue Sportfähigkeit, Schmerzfreiheit und neuen Bewegungsradius. Hier sehe ich es auch als meine Aufgabe Bewusstsein zu schaffen – viele Menschen mit X- oder O-Beinen wissen bis heute nicht, dass eine Operation möglich und sinnvoll ist.
Nachdem ich das vergangene Jahrzehnt sehr stark dem Aufbau modernster medizinischer Strukturen gewidmet habe lege ich, weil es mir noch immer dir größte Freude bereitet, meinen gesamten Fokus zu 100 % auf meine Möglichkeiten als orthopädischer Chirurg. Ich operiere in zwei Wiener Privatspitälern an mehreren Tagen in der Woche. Für Diagnose und Behandlungsbesprechungen ordiniere ich im MZA und jene, die ich motivieren kann begleite ich dann gerne in die Sporthalle um sie dort in die sorgsame Obhut meines Teams zu übergeben.